Äthiopien zählt zu den ältesten christlich geprägten Staaten der Welt. Das Geburtsjahr Christi ist im äthiopischen Kalender rund acht Jahre und neun Monate später angesetzt gegenüber dem gregorianischen Kalender.
Das Äthiopische Weihnachtsfest (Genna oder Lidet) wird heuer am 29. Dezember 2013 nach äthiopischem Kalender gefeiert, das heißt am 7. Jänner 2021 nach gregorianischem Kalender. Der offizielle Name des Äthiopischen Weihnachtsfestes ist Genna. Daher wünscht man auch „Melkam Genna“(መልካም ገና) . Diesen Tag feiern die Äthiopier mit einem Gottesdienst in allen Kirchen zur Geburt Jesus Christi und einem Genna Spiel auf dem Feld. (wie Hockey Spiel).

Am Abend (Weihnachten) des 6. Januars versammeln sich in Äthiopien tausende von Menschen in und vor den Kirchen, um dem etwa sechsstündigen Gottesdienst zu erleben und die Geburt Christi sowie das Ende der vorweihnachtlichen Fastenzeit zu feiern.
Ein ganz besonderer Brauch ist das Hockeyspiel Genna. Es wird traditionell um die Zeit von Jesus Geburt zu Weihnachten gespielt, weswegen es auch den Namen des Weihnachtsfestes trägt. Die Legende erzählt, dass die Hirten während des Genna Spiels von der Geburt Jesus erfahren hatten. Dadurch es ist ein Volksspiel geworden, das nur zu Genna gespielt wird.
Bei diesem Spiel ist die Anzahl der Männer, die in den jeweiligen Mannschaften spielen nicht begrenzt. Die Spieler werden in zwei Gruppen geteilt, z.B. alte gegen junge oder verheiratete gegen nichtverheiratete Männer. In der Regel darf keiner von den Spielern beleidigt sein, wenn etwas passiert. Es gibt den Spruch „በገና ጨዋታ አይጣሉም ጌታ“ „Beim Gennaspiel darf man nicht streiten“. Das Spiel ähnelt dem uns bekannten Hockey, allerdings wird es mit einem hölzernen Ball oder einem Lederball gespielt und es gibt keine Schiedsrichter. Es war Tradition, dass bei diesem Gennaspiel die Könige und Untertanen gemeinsam spielten. Das machte Weihnachten zu einem besonderen Fest für die Äthiopier. An diesem Tag werden auch andere Spiele sogenannte „Gugs“ gespielt. Es handelt sich dabei um ein Reiterspiel.
Als spirituelle Vorbereitung auf das Fest der Geburt Christi spielt zunächst die Fastenzeit eine zentrale Rolle, in welcher Körper und Geist gereinigt werden. Während dieser 43 Tage des vorweihnachtlichen Fastens sind alle Gläubigen angewiesen, auf tierische Lebensmittel wie Fleisch oder Eier und Genussmittel wie Tabak zu verzichten.
Das Festessen wird traditionell im Kreise der Großfamilie eingenommen und besteht aus „Injera“, einem Sauerteig-Fladenbrot und Doro Wot, Beg Wot oder Shiro Soßen. Auf dem traditionellen äthiopischen Tisch, dem geflochtenen „Mesob“, liegt ein großes Tablett. Darauf werden die Fladen und Soßen serviert. Alle sitzen im Kreis um den Tisch und essen mit den Händen. Wer Geld hat, kauft sich ein Schaf und schlachtet es zuhause. Andere kaufen Hühnchen und Rindfleisch für das traditionelle Essen und es gibt dazu eine Art Honigwein, Met oder Hausbier (Tela).
Die Speisen für das weihnachtliche Festessen werden oft je nach persönlichem Vorlieben ausgewählt und variieren von Region zu Region. Beispielsweise wird in vielen Familien das Weihnachtsbrot (Ye Genna Dabo) gebacken. Dieses Brot besteht hauptsächlich aus Vollkornmehl und wird umhüllt von großen Bananenblättern.
Von besonderer Bedeutung ist dabei auch die Anwesenheit eines Priesters. Dieser weiht das Haus, die Familie, Gäste und Speisen mit Gebeten und Weihwasser und speist anschließend zusammen mit den Anwesenden.
Nach äthiopischer Überzeugung gilt es als unsittlich, an einem so besonderen Tag alleine zu speisen und zu trinken. Stattdessen wird die Fastenzeit gemeinsam mit der Familie und auch mit den Verwandten, Freunden und Nachbarn beendet, indem man sich an den folgenden Tagen gegenseitig besucht und gemeinsam feiert. Bei diesen Besuchen werden auch oftmals Stücke des selbstgebackenen Weihnachtsbrotes mitgebracht, um dieses miteinander zu teilen. Zudem ist es insbesondere an Weihnachten üblich, Essen an ärmere Mitmenschen zu verschenken. Heuer wird das wahrscheinlich nicht der Fall sein, weil es eine Corona Epidemie gibt.
Geschenke sind nicht üblich, aber das unterscheidet sich je nach Familie. Als ich noch jung war, habe ich immer zu „Genna“ einen Anzug und Schuhe als Geschenk bekommen. Diese durften aber nur einen Tag getragen werden und wurde dann für das „Timketfest“ „ለጥምቀት ያልሆነ ቀሚስ ይበጣጠስ“ (Fest der Taufe Jesu) aufbewahrt. Das Timket Fest findet am 19. oder 20. Januar statt. Über die Weihnachtszeit trifft man sich mit den Nachbarn und weil Schulferien sind, besucht man auch seine Verwandten.
Als gebürtige Äthiopier in Wien feiern wir Weihnachten zweimal. Einmal am 24. Dezember und auch am 7. Jänner das Weihnachtsfest Äthiopiens. Es ist auch das „Epiphanias“ Fest, das wir in Europa als „Erscheinung des Herrn“ oder volkstümlich „Heilige Drei Könige“ oder „Dreikönigstag“ nennen, genannt.
Desta Alemu aus Wien
ከደስታ ዓለሙ
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