Als gebürtiger Äthiopier in Wien feiern wir Weihnachten zweimal. Einmal Österreichisch am 24. Dezember und das zweite Mal auch am 7. Jänner das Weihnachtsfest Äthiopiens. Es ist auch das „Epiphanias“ Fest, das wir in Europa als „Erscheinung des Herrn“ oder volkstümlich „Heilige Drei Könige“ oder „Dreikönigstag“ nennen.
Das Geburtsjahr Christi ist im äthiopischen Kalender rund acht Jahre und neun Monate später angesetzt gegenüber dem gregorianischen Kalender. Äthiopien zählt zu den ältesten christlich geprägten Staaten der Welt. Das Äthiopische Weihnachtsfest wird heuer am 28. Dezember 2012 nach äthiopischem Kalender gefeiert, das heißt am 7. Jänner 2020 nach gregorianischem Kalender. Der offizielle Name des Äthiopischen Weihnachtsfestes ist Genna. Daher wünscht man auch „Melkam Genna“(መልካም ገና). Diesen Tag feiern die Äthiopier mit einem Gottesdienst in allen Kirchen und einem Genna Spiel (Hockey Spiel).
Ein ganz besonderer äthiopischer Brauch ist das Hockeyspiel Genna. Es wird traditionell um die Zeit von Jesus Geburt zu Weihnachten gespielt, weswegen es auch den Namen des Weihnachtsfestes trägt. Die Legende erzählt, dass die Hirten während des Genna Spiels von der Geburt Jesus erfahren hatten. Dadurch ist es ein Volksspiel geworden, das nur zu Genna gespielt wird. Bei diesem Spiel ist die Anzahl der Männer, die in den jeweiligen Mannschaften spielen nicht begrenzt. Es wird mit einem Holzschläger in Form eines Golfschlägers und einem kleinen Ball gespielt. Frauen versammeln sich und singen metaphorische Lieder, während sie Jungen beim Spielen zusehen.
Die Spieler werden in zwei Gruppen geteilt, z.B. alte gegen junge oder verheiratete gegen nichtverheiratete Männer. In der Regel darf keiner von den Spielern beleidigt sein, wenn etwas passiert. Es gibt keinen Schiedsrichter. Daher gibt es den Spruch „በገና ጨዋታ አይጣሉም ጌታ“ „Beim Gennaspiel darf man nicht streiten“. Weihnachten – Das Festessen
Das Festessen wird traditionell im Kreise der Großfamilie eingenommen und besteht aus „Injera“, einem Sauerteig-Fladenbrot und Doro Wot (Hendel-Sauce). Auf dem traditionellen äthiopischen Tisch, dem geflochtenen „Mesob“, liegt ein großes Tablett. Darauf werden die Fladen und Soßen serviert. Alle sitzen im Kreis um den Tisch und essen mit den Händen. Wer Geld hat, kauft sich ein Schaf und schlachtet es zuhause. Andere kaufen Hühnchen und Rindfleisch für das traditionelle Essen und es gibt dazu eine Art Honigwein, Met oder Hausbier (Tela).
Weihnachten in Österreich oder in Äthiopien sind Familienfeiertage. Weihnachten ist von je her ein traditionell geprägtes Fest, das auch das Fest der Liebe genannt wird. Die Zeit der Besinnlichkeit soll zum nachdenken anregen und uns an den Ursprung unseres Glaubens erinnern. Traditionell findet die Bescherung in Österreich am Heiligen Abend, dem 24. Dezember, statt. Die Weihnachtsgeschenke werden vom Christkind gebracht. In Äthiopien sind Geschenke nicht üblich, aber das unterscheidet sich je nach Familie.
Als ich noch jung war, habe ich immer zu „Genna“ einen Anzug und Schuhe als Geschenk bekommen. Der Anzug durfte aber nur einen Tag getragen werden und wurde dann für „Timket“ „ለጥምቀት ያልሆነ ቀሚስ ይበጣጠስ“ (Fest der Taufe Jesu) aufbewahrt. Das Timket Fest findet am 19. oder 20. Januar statt. Über die Weihnachtszeit trifft man sich mit den Nachbarn und weil Schulferien sind, besucht man auch seine Verwandten. Ein Weihnachten ohne traditionelle Sitten und Weihnachtsbräuche ist kein „richtiges“ Weihnachtsfest. Bereits in unserer Kindheit werden uns durch die Erziehung unserer Eltern die traditionellen Dinge rund um das Weihnachtsfest vermittelt.
Äthiopische Weihnachten oder Genna haben eine große Bedeutung in der christlichen Gemeinschaft, denn es ist der Tag, an dem sie ihren Retter, Herrn Jesus Christus, empfangen haben. Die äthiopisch-orthodoxe Tewahedo-Kirche bezeichnet diesen Tag als eines der heiligsten Feste nach Ostern. Vor dem Fest gibt es 43 Tage Fasten und Gebet.
Am Vorabend von Genna, dem 6., wird eine Mitternachtsmesse in Kirchen im ganzen Land abgehalten. Die Menschen danken ihrem Retter Jesus Christus und freuen sich vor allem und feiern seine Geburt.
Die Atmosphäre in den Kirchen und das Gefühl von Menschen, die traditionelle Kerzen (aus Wachs) in der Hand halten, kombiniert mit den Klängen von Hymnen und äthiopisch-orthodoxem Mezmur, sind so harmonisch und herrlich. Eine dreistündige Predigt, die aus Gebet, Rezitieren und Singen besteht, endet, bevor das Fasten gebrochen wird. Die üppigste und spektakulärste Versammlung aller Weihnachtsfeiern in der Kirche von Lalibela ist bekannt.
Während die Menschen weiterhin mit ihren Lieben feiern, kommen die Gratulanten zu jeder Tageszeit vorbei. Genna ist ein Tag des Teilens von guten Wünschen, Liedern, gutem Essen, Getränken und Unterhaltung.
In Österreich gibt es nicht nur zu Weihnachten viele Bräuche und Traditionen, die immer noch gelebt werden. Natürlich haben Weihnachtsbräuche einen besonderen Status. Jede Region hat ihre eigenen Winterbräuche, die immer wieder Zuschauer und Besucher anlocken und begeistern. Auch wenn die Winterbräuche meist das Ziel haben den Winter zu vertreiben, wünschen sich viele, besonders Skifahrer, dass der Winter und Schnee doch noch eine Zeitlang ausharren.
So feiert man Weihnachten in Österreich –
Zum Beispiel „Roateln“ im Lavanttal/Görtschitztal in Kärnten. Der Weihnachtsbrauch „Roateln“, wie er im Lavanttal und im Görtschitztal zu finden ist, ist doch eher ungewöhnlich. Alles, was mit einer Schneide ausgestattet ist, wird vor Weihnachten geschärft. Am Heiligen Abend wird dann alles unter den weiß gedeckten Tisch gelegt, auf dem ein Reindling steht. Daneben befinden sich eine Schale mit Weihwasser und Kerzen. Eiserne Ketten werden um die Tischbeine gewickelt. Der Tisch bleibt genauso bis zum Neujahrstag stehen.
Mit dem uralten Abwehr- und Bindezauber sollen bei dem Bauern Glück und eine gute Ernte erreicht werden.
Im Rosental treibt die „Pehtra Baba“ in den Rauhnächten ihr Unwesen. Besonders in der Nacht vom 5. auf den 6. Januar, also vor dem Dreikönigstag, zieht sie von Haus zu Haus. Sie erscheint als altes zerlumptes Weib, mit verhülltem Gesicht und Strohhut. Sie fordert Würstchen und wenn sie sie bekommt, bleibt der Legende nach, das Haus in dem Jahr vor Unheil verschont.
Für die Kinder hat sie Nüsse, Dörrzwetschgen und andere Süßigkeiten dabei, die sie aus ihrer Schürze oder einem alten Korb auf den Boden schüttet.
Schifferlsetzen in Niederösterreich
Der Hl. Nikolaus bringt nicht nur Geschenke, er ist ebenso der Patron der Schiffleute. Kinder setzen zu seinen Ehren selbstgebastelte und geweihte Schiffe mit einer Kerze in Spitz an der Donau ein. Der Brauch soll Glück und Segen bringen.
Gaminger Rauhnachtslauf
Zottelige Gestalten in Schaf- und Ziegenfell mit grimmigen Masken treiben beim Gaminger Rauhnachtslauf den Winter aus.
Obwohl der „Percht“ das Strafende und Böse verkörpert, bringen seine Rutenschläge Glück und Fruchtbarkeit.
Räuchern
Die mythische Zeit der Rauhnächte begann dem Volksglauben nach am 25. Dezember. Rauhnacht leitet sich vom Räuchern ab. Bis zum 6. Januar wurden Stall und Stube von unheimlichen Geistern heimgesucht. Durch das Ausräuchern sollten sie gebändigt werden. Dafür wurden am Heiligen Abend, zu Silvester und am Dreikönigstag Haus und Hof geräuchert, wobei es Unglück oder gar den Tod bedeutete, wenn beim Räuchern ein Familienmitglied fehlte. Der Brauch des Räucherns wird heute noch in Tirol gelebt.
Viele dieser alten Traditionen und Bräuche in den Alpen leben heute noch und sind auch trotz Industriealisierung nicht wegzudenken. Obwohl in den Städten und Großstädten ihre Bedeutung zunehmend abnimmt.
Desta Alemu (Ph.d)
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